Sarah Rees Brennan: Long Live Evil

buecherfreuden • 12. August 2024

Zeit des Eisens

Rae liegt im Krankenhaus und hat den Kampf gegen den Krebs schon fast verloren. Da erhält sie unverhofft das Angebot, ihr Leben zu retten, indem sie Teil der Geschichte ihres Lieblingsfantasybuches wird und dort eine magische Blume pflückt. Rae hat den Herrscher in „Zeit des Eisens“ schon immer verehrt und ist gespannt darauf, ihm zu begegnen.

Als sie seine Welt tatsächlich betritt, muss sie jedoch feststellen, dass sie im Körper der zum Tode verurteilten Lady Rahela steckt. Sie beschließt, zur Schurkin zu werden und vor nichts zurückzuschrecken, um ihre Pläne zu verwirklichen. Sie schwört den kaltblütigen Wachmann Key und ihre wütende Zofe Emer darauf ein, ihr zu folgen, und bringt den ganzen Hofstaat und auch die Handlung des Buches durch ihre Intrigen, Lügen und Tricksereien durcheinander. Jeder Versuch, die Geschichte geradezubiegen, führt zu noch katastrophaleren Folgen.


Obwohl Rae zunächst keine Skrupel hat, das Leben von Romanfiguren aufs Spiel zu setzen, ist sie zunehmend emotional involviert und am Wohlergehen ihrer Verbündeten und am Erhalt der Handlung interessiert. Mit all ihrer Schurkenhaftigkeit erweist sie sich als wahre, wenn auch sehr fehlbare Heldin. 


Das Buch liest sich ungeheuer rasant, als Leserin wird man mitten in die Handlung mit vielen, zunächst unvertrauten Figuren hineingeworfen. Es wird wenig erklärt und sehr viel und sehr blutrünstig gekämpft. Rae erscheint mir als widersprüchliche Protagonistin, sie schwankt zwischen Genialität und Unbedarftheit, Egoismus und Gutmütigkeit. An ihrer Seite agieren einige großartige Nebencharaktere, allen voran die Goldene Kobra. Im Lauf der fast völlig unvorhersehbaren Geschichte werden die Erwartungen an Fantasyhelden und -schurken reflektiert und konterkariert.


Der Roman hat mich so gefesselt, dass ich ihn innerhalb weniger Tage gelesen habe. Da man wenig über die Hintergründe der Fantasywelt erfährt und viele Personen mehrere Namen und Titel haben, war ich zu Beginn ziemlich desorientiert. Die jugendlich angehauchte Alltagssprache in Verbindung mit teilweise merkwürdigen Vergleichen konnte mich nicht begeistern. Und auch die unbekümmerte Blutrünstigkeit vieler Szenen war nicht nach meinem Geschmack. Der Schluss ist offen und düster – wird es eine Fortsetzung geben?


Mein Fazit: Die Idee für den Roman gefällt mir sehr gut, Raes persönliche Geschichte, in die eigene Erfahrungen der Autorin eingeflossen sind, ist überzeugend. Der Rest wirkt wie ein psychedelisches Gemetzel mit ein paar zwischenmenschlichen Lichtblicken. Am Ende stehe ich als Leserin ein bisschen ratlos da und fühle mich, als wäre ich einmal komplett durchgewirbelt und dann im Nirgendwo abgesetzt worden.


Sarah Rees Brennan: Long Live Evil


Erschienen am 15.8.2024 bei dtv. Bildrechte: dtv.


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