Der Roman beschreibt authentisch die Situation arbeitender Frauen in den 1960er Jahren und die männlich geprägten Macht- und Unterdrückungsstrukturen, denen sie ausgesetzt waren. Mit Bernadette Swift hat die Autorin eine mutige Figur geschaffen, die sich trotz mancher Rückschläge behauptet und ihre Stärke aus der Solidarität mit anderen Frauen zieht.
Bernadettes Geschichte ist einerseits interessant, aktuell und inspirierend. Die romantische Beziehung zu einem Kollegen bleibt eine dezente Nebensache – angenehm und passend. Auf der anderen Seite hatte ich nie das Gefühl, wirklich tief in die Gedanken und Gefühle der Figuren einzutauchen. Der Erzählton ist eher schlicht, es fehlt an psychologischer Tiefe; Emotionen werden eher geschildert als erlebbar gemacht. Manche Nebenhandlungen laufen ins Leere – die Geschehnisse um Bernadettes Bruder etwa bringen die Handlung nicht wirklich voran, und die Kapitel aus der Sicht des Hundes Frank sind zwar herzig und skurril, aber nicht nötig. Am Ende löst sich alles sehr schnell in Wohlgefallen auf – das ist schön, wirkt aber etwas zu glatt.
So war der Roman für mich leichte, unterhaltsame Kost, die vor allem von der Handlung lebt, ohne literarisch anspruchsvoll zu sein. Gerade wegen der starken Protagonistin und des historischen Einblicks – besonders auch ins Verlagswesen – hat mir das Buch trotzdem insgesamt gut gefallen. Und es hat mir noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie notwendig der Kampf um die Rechte der Frauen war – und noch immer ist.
Ein inspirierender Roman über weiblichen Zusammenhalt und den langen Weg zur Gleichberechtigung – lesenswert vor allem für alle, die Geschichten über mutige Frauen lieben.
Eliza Knight: Bernadette Swifts Gespür für Bücher
Erschienen am 13.10.2025 bei Insel. Bildrechte: Insel










