Der Weltenentwurf mit Herrschern, Göttern, Erben, Fae und verschiedenen Formen der Magie hat mir insgesamt gut gefallen. Ivys inneres Dilemma wird nachvollziehbar geschildert, und die Intrigen, Geheimnisse sowie die wachsenden Gefahren am Hof und rund um das gesuchte Schwert fand ich lange Zeit sehr fesselnd. Auch Ivy und Thorne sind grundsätzlich interessante Figuren, und ihre Beziehung bleibt bis zum Ende spannungsreich.
Leider gibt es jedoch auch einige Aspekte, die meinen Leseeindruck deutlich getrübt haben. Mit Ivys ausgeprägter Aggressivität und Großmäuligkeit bin ich nicht gut warm geworden. Vor allem die ständige Kabbeldynamik zwischen ihr und Thorne wirkte auf mich von Beginn an konstruiert und wenig überzeugend. Zudem dauerte es für meinen Geschmack sehr lange, bis Thornes widersprüchliche Signale klarer wurden – und ebenso lange, bis Ivy selbst erkannte, woran sie bei ihm eigentlich war.
An mehreren Stellen der Handlung hat mich irritiert, dass Gespräche, Entscheidungen oder Ereignisse scheinbar folgenlos blieben, obwohl ich mit spürbaren Konsequenzen gerechnet hätte. Einige Enthüllungen waren früh absehbar, und es erschien mir unplausibel, dass Ivy diese Zusammenhänge nicht früher erkannte. Besonders befremdlich empfand ich schließlich Thornes Verhalten am Ende: Es stand für mich in so starkem Kontrast zu allem Vorherigen, dass ich es nicht nachvollziehen konnte. Hinzu kommt ein unangenehmer Cliffhanger, womit ich persönlich wenig anfangen kann.
Insgesamt bietet der Roman für mich viele interessante Ansätze und eine spannende Grundidee, ließ mich aber auch mit einigen Enttäuschungen zurück. Ob ich die Fortsetzung lesen werde, bin ich daher noch unschlüssig.
Madeline Taylor: Heir of Illusion. Verran Isles 1
Erschienen am 13.11.2025 bei dtv. Bildrechte: dtv










