Den 656 Seiten langen Roman habe ich mit gemischten Gefühlen gelesen. Der Einstieg ist flott und vielversprechend, doch bald fühlte ich mich abwechselnd überfordert, erschlagen und gelangweilt von den zahlreichen wissenschaftlichen Theorien, Paradoxa und literarischen Verweisen, die die Autorin großzügig in die Geschichte einwebt. In kleiner Dosierung wären diese philosophischen Exkurse für mich faszinierend gewesen – in der Fülle nahmen sie jedoch für meinen Geschmack zu viel Raum ein und bremsten den Lesefluss.
Dabei hat Katabasis durchaus starke Momente: Die Darstellung der verschiedenen Höfe in der Schattenwelt, die Begegnungen in der Hölle und die langsame Annäherung zwischen Alice und Peter fand ich interessant und auch das Ende hat mir gut gefallen. Mit Alice selbst wurde ich jedoch nie richtig warm - schade, dass erst am Ende eine gewisse Entwicklung bei ihr spürbar wird.
Wer leichte Unterhaltung, klare Dramaturgie oder gar romantische Elemente erwartet, wird hier vermutlich enttäuscht. Wer hingegen Freude an theoretischen Gedankenspielen, literarischen Spiegelungen und spekulativen Überlegungen über die Hölle hat, könnte Katabasis mit deutlich mehr Genuss lesen als ich.
Fazit: Ein anspruchsvoller, aber schwerfälliger Roman, der große Ideen bietet, aber keine erzählerische Balance.
Rebecca F. Kuang: Katabasis
Erschienen am 26.8.2025 bei Eichborn. Bildrechte: Eichborn










