Der teilweise märchenhaft anmutende Coming-of-Age-Roman für junge Leserinnen und Leser ab 14 Jahren greift eine ganze Reihe von Themen auf – Verlust, Schuld, Geschwisterrivalitäten, Identitätssuche, psychische Erkrankungen, Außenseitertum und sexuelle Orientierung. Die kaleidoskopische Komposition aus verschiedenen Perspektiven, Erzählstimmen, Briefen und anderen Dokumenten fand ich sehr ansprechend und gelungen. Auch die eingestreuten magischen Elemente wirken stimmig und verleihen der Geschichte einen besonderen Zauber.
An einigen Stellen drehte sich mir der Inhalt zu sehr um Sexualität, und zu Beginn empfand ich das ganze dramatische Elend der Familie Fall als recht bedrückend. Doch die Geschichte entwickelt sich spannend und endet – trotz einiger loser Fäden – mit einem hoffnungsvollen Ton. Mein persönliches Highlight war der Hund Sandro, dessen innere Dialoge mit Miles für Aufheiterung sorgen.
Auch wenn die Dicke des Buches mit 640 Seiten zunächst abschreckend wirken mag, lässt sich der Jugendroman doch sehr flüssig und unterhaltsam lesen. Ein vielschichtiger, emotionaler, atmosphärisch dichter und sprachlich starker Roman, der lange nachhallt.
Jandy Nelson: Wenn unsere Welt kippt
Erschienen am 24.9.2025 bei Fischer Sauerländer. Bildrechte: Fischer Sauerländer