Erzählt wird ihre Geschichte aus dem Blickwinkel ihrer Cousine Fanny, die viel Zeit auf Alconleigh verbringt. Dadurch entsteht eine angenehme, fast ironische Distanz zwischen der Protagonistin und den Lesern. Grundlage für den 1945 erschienenen Roman ist das turbulente Leben der ungewöhnlichen Familie Mitford bzw. das eigene Leben der Autorin. Mit Biss und Witz setzt Nancy Mitford der englischen Oberschicht und ihren Merkwürdigkeiten ein Denkmal.
Der Roman liest sich leicht, elegant, stilvoll und sehr unterhaltsam. Besonders begeistert hat mich der beiläufige Plauderton: Alles wird so locker und doch präzise erzählt, dass man das Gefühl hat, direkt bei den Radletts auf dem Landsitz zu sitzen. Wer auf Gesellschaftsromane steht und Freude an feinsinniger, sprachlich hervorragender Darstellung der englischen Oberschicht hat, wird an Englische Liebschaften großen Gefallen finden. Für Leser*innen, die sich bereits intensiv mit der Familie Mitford beschäftigt haben, bietet das Buch kaum neue Informationen, doch gerade für ein deutschsprachiges Publikum ist es ein charmantes und lebendiges Sittengemälde, das mit Witz, Ironie und scharfem Blick die Eigenheiten einer außergewöhnlichen Familie lebendig werden lässt.
Fazit: Ein feinsinniger Gesellschaftsroman über die exzentrische Radlett-Familie im englischen Landadel. Erzählt aus der Perspektive der Cousine Fanny, glänzt der Roman durch leichten, eleganten Plauderton, Witz und sprachliche Brillanz. Für alle, die Sittengemälde der englischen Oberschicht lieben, ein kurzweiliges und charmantes Vergnügen.
Nancy Mitford: Englische Liebschaften
Erschienen am 17.7.2025 bei Schöffling & Co. Bildrechte: Schöffling & Co.